Trimalchios Fest by Rodik Belinda

Trimalchios Fest by Rodik Belinda

Autor:Rodik Belinda [Belinda, Rodik]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-07-23T16:00:00+00:00


Dass auch Fabrizio mit in die Oper kam, war ihm nur ein geringer Trost. Er fühlte sich in den neuen Kleidern unwohl, das Halstuch kratzte, und das Wams zwickte ihn derart, dass er glaubte, entweder er oder das Wams müsste bei der nächsten Bewegung platzen. Fabrizio lachte nur und meinte: »Wenn wir einmal durch deine Kochkünste reich geworden sind, kannst du dir Kleider an den Leib schneidern lassen. Aber noch ist es nicht so weit, also öffne den Knopf, lockere das Halstuch, und gib dich ganz dem Schauspiel hin.«

Nikolaus tat wie ihm geraten, trottete hinter dem ebenfalls fein zurecht gemachten Meister Adam und Fabrizio drein und erinnerte sich gleichzeitig an die etwas lauen und nicht sehr erbaulichen Fastnachtsstücke im Goldenen Kreuz.

Fabrizio plauderte indessen munter weiter, als existierte seine Übellaunigkeit in keinster Weise.

»Stell dir vor, in Paris soll sogar eine Akademie für Musik errichtet worden sein, um Berufsmusiker an die neue Oper zu bringen. Weißt du, so lange gibt es die Oper hier noch nicht …«

Nikolaus hörte nur mit einem Ohr hin. Was sollte denn so Erstaunliches an der Oper sein? Einige Menschen standen auf einer Bühne und sangen. Meister Adam sang selbst in der Küche, und das nicht sehr gut. Eine schauerliche Darbietung, wenn man ehrlich war.

Doch die Menschenmenge auf dem Salvatorplatz brachte ihn zum Staunen. Es schien, als wäre ganz München auf den Beinen und drängte in das Opernhaus. Männer nach der neuesten Mode mit in der Taille engem Rock mit großen Schoßtaschen und Ärmelaufschlägen und Damen mit Schnürbrust und Hüftwülsten buhlten um die Gunst der Aufmerksamkeit. Aber nicht nur feine Herren und Bedienstete des Hofes lachten, schwatzten und schrien wild durcheinander, nein, auch einfachstes Volk war unter die feine Gesellschaft gemischt und freute sich augenscheinlich auf das Schauspiel. Nikolaus kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, nahm den Geruch von Bratwürsten, Kutteln und Pasteten wahr, sah Händler, Salamikrämer und Lebkuchenverkäufer ihre Waren feilbieten und hatte plötzlich doch ein wenig Spaß, denn immerhin war Kurzweil geboten.

»Nun rasch, damit wir einen guten Platz bekommen«, forderte sie Meister Adam auf und drängte sie gleichzeitig an den Eingang, der den Dienstboten des Hofes vorbehalten war.

Der Lärm, der sie in der Oper empfing, war ohrenbetäubend. Ein Geschnatter wie von Tausenden von Gänsen erfüllte den Saal. Wein und Bier wurde durchgereicht, Brot, Pasteten und Würste gegessen, Kautabak auf den Boden oder den kostbaren Saum betuchter Damen gespuckt, und überall zeigten sich vor Erwartungsfreude gerötete und leuchtende Gesichter. Nikolaus hingegen nahm den Geruch von Schweiß, Bier und Tabak nicht wahr, sondern starrte mit großen Augen auf die geschnitzten und verzierten Balustraden, bewunderte die Decke mit dem aufgemalten Himmel, den Engeln, Fabelwesen und Tieren. Plötzlich ertönten Posaunen, das Volk drehte sich beinahe wie ein Mann um und sah zu den Balkonen in der Mitte des Halbrunds hoch.

Nikolaus folgte diesem Blick. Das Fürstenpaar betrat den Balkon, winkte dem Volk huldvoll von oben herab zu und nahm Platz. Hinter ihm strömten Adlige und Höflinge auf die Balustraden. Die Damen mit immensen Frisurenaufbauten auf ihren Köpfen und mit Riechquasten



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